Blog

Ombudsmann und Köttbullar: Schwedische Wörter im Deutschen

Dr. Berthold Forssman,

Wann werden eigentlich Wörter aus einer anderen Sprache übernommen? Ein häufiger Grund ist, dass die Nehmersprache einen bestimmten Gegenstand oder eine Institution schlicht und ergreifend nicht kennt und deshalb auch kein passendes Wort dafür parat hat. Natürlich gilt das auch für unbekannte Tiere und Lebensmittel oder für Pflanzen, die im Zielland nicht wachsen.

Ein anderer Grund ist, dass die Gebersprache ein gewisses Prestige genießt und für eine bestimmte Kultur und Lebensart steht. Insofern lassen solche Lehnwörter auch immer bestimmte Rückschlüsse über das Verhältnis zweier Sprachen und Kulturen zu!

Zweifelsohne gibt es im Schwedischen eine Vielzahl von Entlehnungen aus dem Deutschen. Aber wie sieht es andersherum aus? Den „Ski“ lasse ich hier mal weg, denn der kommt aus dem eng verwandten Norwegischen und heißt im Schwedischen „skida“ - aber er steht für einen typisch nordischen Gegenstand.

Ombudsmann und Jedermannsrecht

Eine Institution ist dagegen der „Ombudsman“ (die Schweden schreiben ihn nur mit einem -n). Hinter dem ersten Wortbestandteil steckt altnordisch umboð „Vollmacht“, und ursprünglich war ein solcher „Vollmachtsmann“ eine von der Regierung ernannte unabhängige Vertrauensperson, die einschritt, wenn Beschwerden aus der Bevölkerung über die Verwaltung eingingen. Im Deutschen verstehen wir unter einem Ombudsmann (mit zwei -nn bzw. einer Ombudsfrau oder Ombudsleuten) Ansprechpersonen oder spezielle Bürgerbeauftragte, die in Streitfällen vermitteln können. Eine vergleichbare Instanz gibt es zwar auch bei uns schon länger, aber es ist doch bezeichnend, dass sich inzwischen vielerorts das schwedische Wort durchgesetzt hat und gar nicht mehr unbedingt als fremd wahrgenommen wird.

Bei meinen Radtouren in Schweden habe ich davon profitiert, dass man dort - anders als in Deutschland - für eine Nacht wild zelten darf. Das nennt man „Allemansrätt“, und dafür gibt es zwar die Lehnprägung „Jedermannsrecht“, aber auch das Ursprungswort wird in Reiseführern und -berichten immer häufiger verwendet.

Wildes Zelten: Allemannsrätten macht es möglich

 

Småstad, Upprymd und Köttbullar

Kaum ein Konzern steht inzwischen bei uns mittlerweile so sehr für schwedische Lebensart wie Ikea, und konsequent werden dort nicht nur schon länger die Kunden geduzt, sondern auch schwedische oder nordisch anmutende Namen und Wörter für die Produkte verwendet. Vornamen wie Ivar oder Ortsnamen wie Älmhult sind vielen von uns inzwischen geläufig, und speziell in der Kinderabteilung werden viele schwedische Wörter benutzt, vom Kleiderschrank Småstad „Kleinstadt“ über die Aufbewahrungsbox Upprymd „aufgeräumt“ (ganz wörtlich sogar eher „heiter“, „beschwingt“) bis zum Regalsystem Trofast „treu“. Da kennen wir mittlerweile vielleicht die Wörter, nicht aber unbedingt ihre eigentliche Bedeutung.

Den Sprung ins deutsche Vokabular haben dafür zweifelsohne die Köttbullar geschafft, die es längst nicht mehr nur bei Ikea, sondern auch in der Gefriertruhe von Supermärkten gibt (das sind „Fleischbällchen“). Früher mussten Literaturübersetzer noch überlegen, wie sie mit den schwedischen Kanelbullar umgehen sollten, die nicht nur auf eine zünftige schwedische Kaffeetafel gehören, sondern auch in einen anständigen Krimi. In der Regel wird das Wort mit „Zimtschnecke“ wiedergegeben, aber auch der Originalbegriff taucht immer öfter auf.

Im Duden habe ich diese Wörter mit Ausnahme des „Ombudsmanns“ noch nicht gefunden - aber wer weiß?

 

Selbstgebackene Kanelbullar, wie lecker!

 

Bilder: Dr. Berthold Forssman

Zurück