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Deutsche Wörter im Schwedischen

Manfred Braun,

Fuchsschwanz

Anglizismen sind im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Aber wussten Sie schon, dass es auch einige deutsche Wörter gibt, die im Schwedischen ein neues Zuhause gefunden haben?

Zu Zeiten der Hanse bestanden zwischen Schweden und Deutschen enge Handelsbeziehungen. Kein Wunder, dass Begriffe aus dem „Hansedeutsch“ Aufnahme im Schwedischen fanden, die unmittelbar mit Handel und Handwerk zu tun hatten. So finden sich etwa in schwedischen Wörterbüchern „fogsvans“ (für die deutsche Fuchsschwanzsäge), „gesäll“ (für den deutschen Gesellen) und „avnämare“ (für den deutschen Abnehmer). Aber auch die Kulinarik nahm bereitwillig deutsche Begriffe auf: Das Schwedische kennt sowohl die typisch deutsche „Bratwurst“ als auch das von den Deutschen heißgeliebte „Schnitzel“. Die „Gulaschkanone“ gibt es auch im Schwedischen. Sie hat lediglich das „-e“ am Ende eingebüßt: „gulaschkanon“. Der „Gulaschbaron“ ist wiederum im Schwedischen im 1. Weltkrieg entstanden und bezeichnet Personen, die durch Lieferungen an die Armee reich wurden.

Immer nur von oben herab oder auch von ganz unten?

Für einen nicht sehr guten Leumund der Deutschen bei einigen Schweden spricht die Tatsache, dass der deutsche Begriff „Geschäft“ Eins zu Eins übernommen wurde, aber in seiner neuen Heimat eher herabsetzend für „Geldschneiderei“ verstanden wurde. Und mag es eine tiefere Bedeutung haben, dass ausgerechnet „Besserwisser“ den Wortschatz des Schwedischen bereichert hat? Wer weiß das schon ...

Nicht nur einzelne Wörter, sondern auch Mehrwortausdrücke fanden ihren Weg ins Schwedische: „gefundenes Fressen“ und „von oben“ gehören zum schwedischen Vokabular. Der Schwede kennt sogar eine „von oben-attityd“ und eine „von oben-perspektiv“. Diese Wanderbewegung setzt sich bis in die jüngste Vergangenheit fort. Der schwedische „snälltåg“ kann seine Verwandtschaft mit dem deutschen Schnellzug kaum verhehlen, aber kurioserweise bedeutet „snäll“ im Schwedischen keineswegs „schnell“, sondern „freundlich, höflich“ und „är du snäll“ heißt nichts anderes als „bitte“. Der deutsche Enthüllungsjournalist Günter Wallraff wiederum hat mit seinem Buch „Ganz unten“ offensichtlich solch einen Eindruck auf die Schweden gemacht, dass sie seine Methoden mit dem Verb „wallraffa“ bezeichnen: investigativer Journalismus unter dem Deckmantel einer falschen Identität. Umso interessanter dafür, dass sich im Heimatland von Wallraff kein entsprechender Begriff herausgebildet hat ...

 

Bilder: Manfred Braun

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